Das menschliche Gehirn
Das menschliche Gehirn besteht aus rund 86 Milliarden Nervenzellen (Neuronen), die ein hochkomplexes Netzwerk bilden. Jedes Neuron kann bis zu 10.000 synaptische Verbindungen zu anderen Nervenzellen eingehen – dadurch entstehen unzählige Verschaltungen, die Gedanken, Erinnerungen und Sinneseindrücke ermöglichen. Die vier Hauptregionen – Frontallappen, Parietallappen, Temporallappen und Okzipitallappen – arbeiten dabei eng zusammen. Sie steuern kognitive Leistungen wie Entscheidungen, Sprache, sensorische Wahrnehmung, Gedächtnis und Emotionen. 


Informationen und synaptische Plastizität
Neue Informationen werden im Gehirn gespeichert, indem Synapsen gebildet und gestärkt werden. Lernen führt zur Entstehung neuer Verbindungen, wiederholtes Üben festigt sie. Dieser Vorgang heißt synaptische Plastizität und funktioniert wie das Entstehen eines Trampelpfades: Je häufiger ein Weg begangen wird, desto ausgeprägter wird er. Das erklärt, warum Wiederholung, Anwendung und Verknüpfung mit Emotionen so entscheidend für den Lernerfolg sind. Wird eine Information etwa mit einem Geruch, Musikstück oder Bild verbunden, wird sie tiefer im Gedächtnis verankert. Beim Abrufen sorgen Neurotransmitter für emotionale und physiologische Reaktionen. 

 

Der Gedächtnispalast
Der sogenannte Gedächtnispalast ist eine uralte Mnemotechnik, die auf visueller Vorstellungskraft basiert. Man stellt sich einen vertrauten Ort vor – etwa ein Haus oder einen Weg – und platziert die zu merkenden Informationen bildlich und bewusst an bestimmten Stellen. Beim gedanklichen „Durchwandern“ werden die Inhalte in genau der Reihenfolge abgerufen, wie sie platziert wurden. Diese Methode nutzt die besondere Fähigkeit des Gehirns, räumlich-visuelle Informationen sehr zuverlässig zu speichern. Je lebhafter und ungewöhnlicher die Bilder, desto besser bleiben sie im Gedächtnis.

 

Botenstoffe und ihre Wirkung
Die Kommunikation zwischen Neuronen erfolgt über Neurotransmitter, also chemische Botenstoffe. Diese Stoffe wirken in komplexer Abstimmung zusammen und bestimmen maßgeblich unsere Stimmung, Motivation, Stressverarbeitung und kognitive Leistung.

  • Dopamin – Motivation, Belohnung, Antrieb, Bewegungssteuerung
  • Serotonin – Stimmung, Schlaf, Appetit, Wohlbefinden
  • Noradrenalin – Stressreaktion, Wachsamkeit, Aufmerksamkeit
  • Acetylcholin – Muskelbewegung, Gedächtnis, Lernen
  • GABA (Gamma-Aminobuttersäure) – beruhigend, dämpft neuronale Erregung
  • Glutamat – stärkster erregender Botenstoff, wichtig für Lernen und Gedächtnis
  • Endorphine – natürliche Schmerzmittel, erzeugen Wohlgefühl und Euphorie
  • Histamin – Schlaf-Wach-Rhythmus, Appetitregulation, Immunfunktion
  • Glycin – hemmender Botenstoff, besonders im Rückenmark aktiv