Industriewende
Die Industriewende – häufig als vierte industrielle Revolution oder Industrie 4.0 bezeichnet – steht für den Übergang von klassischen Produktionsmethoden hin zu digitalisierten und vernetzten Fertigungsprozessen. Zentrale Merkmale sind der Einsatz intelligenter IT-Systeme, Automatisierung, Robotik und künstlicher Intelligenz. Damit reagiert die Industrie auf steigende Komplexität, den Wunsch nach höherer Effizienz sowie die Notwendigkeit, flexibler und kundenorientierter zu agieren. Durch die Integration physischer und digitaler Prozesse können große Datenmengen in Echtzeit erfasst, analysiert und für die Optimierung sämtlicher Produktionsschritte – von der Planung über Lagerung bis zur Lieferung – genutzt werden. Diese Transformation verändert nicht nur Produktionsmethoden, sondern schafft neue Arbeitsfelder in den Bereichen Datenanalyse, Programmierung, Wartung und Qualitätskontrolle – während zugleich einige herkömmliche Tätigkeiten entfallen. Auch ökologische Ziele lassen sich durch die Industriewende besser erreichen: Intelligente Systeme erkennen fehlerhafte Produkte frühzeitig, reduzieren Ausschuss und ermöglichen die Rückführung von Material in den Produktionskreislauf. Insgesamt stellt die Industriewende eine tiefgreifende Veränderung für Wirtschaft und Gesellschaft dar – mit erheblichen Potenzialen und ebenso großen Herausforderungen. 

 

Industrielle Produktionen
Industriezweige wie die Chemie-, Stahl-, Glas- und Keramikindustrie zählen zu den größten Erdgasverbrauchern Deutschlands. Erdgas dient dort sowohl als Energiequelle als auch als Rohstoff – beispielsweise zur Herstellung von Kunststoffen oder als Reduktionsmittel in der Stahlerzeugung. Eine zentrale Lösung für die Dekarbonisierung dieser energieintensiven Industrien ist der Einsatz von Power-to-X-Technologien: Durch Elektrolyse mit erneuerbarem Strom wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der entstehende grüne Wasserstoff kann direkt als Energieträger oder Rohstoff in industriellen Prozessen verwendet werden – ohne CO₂-Emissionen. Der Aufbau solcher Produktionsprozesse möglichst nah an Industriestandorten bietet logistische und ökologische Vorteile: Er reduziert den Bedarf an Wasserstofftransporten, macht aufwendige Infrastruktur wie Pipelines überflüssig und minimiert Importabhängigkeiten. Gleichzeitig lassen sich überschüssige Industrieabwärme und ungenutzte Energieflüsse in die Wasserstoffherstellung integrieren – ein Synergieeffekt, der Effizienzpotenziale erschließt.  

 

Grüner Wasserstoff
Grüner Wasserstoff – gewonnen durch Elektrolyse mit Strom aus Wind-, Sonnen- oder Wasserkraft – ist eine Schlüsseltechnologie für die klimaneutrale Industrie. Der flächendeckende Umstieg erfordert jedoch koordinierte Investitionen: in erneuerbare Stromerzeugung, Netzinfrastruktur, Elektrolyseure sowie neue Speicher- und Verteiltechnologien. Industrieanlagen müssen auf wasserstoffbasierte Prozesse umgestellt werden. Dafür braucht es robuste Brennstoffzellen, geeignete Speichersysteme und technische Standards, die den extremen Bedingungen im industriellen Dauerbetrieb standhalten. Parallel dazu muss eine leistungsfähige Wasserstofflogistik aufgebaut werden: Dazu gehören Tankstellen, Pipelines und Verteilzentren. Idealerweise erfolgen Erzeugung und Verbrauch am selben Standort, um Transportkosten zu senken und Energieverluste zu vermeiden. Nur so lässt sich eine effiziente und resiliente Wasserstoffwirtschaft etablieren – als Fundament einer zukunftsfähigen Industriewende.