Sieben Phasen der Entwicklung von Künstlicher Intelligenz
Phase 1 – Regelbasierte KI-Systeme
Die erste Entwicklungsstufe künstlicher Intelligenz umfasst Systeme, die ausschließlich auf vordefinierten Regeln und Logiken basieren. Sie wurden von Programmierer manuell mit Wenn-Dann-Anweisungen ausgestattet und konnten nur Aufgaben lösen, für die sie explizit programmiert wurden. Solche Systeme waren nicht lernfähig und besaßen kein Kontextverständnis – sie funktionierten zuverlässig, solange die Rahmenbedingungen konstant blieben. Beispiele finden sich in Schachprogrammen der frühen 1990er oder in einfachen Automatisierungsprozessen der Industrie.
Phase 2 – Kontextbewusste KI mit Speicherfähigkeit
Im nächsten Schritt entstanden sogenannte Expertensysteme, die neben Regeln auch domänenspezifisches Wissen berücksichtigten. Diese Systeme konnten frühere Interaktionen speichern und berücksichtigen – beispielsweise Fragen und Antworten, Nutzereingaben oder Sensorwerte. Dadurch waren sie in der Lage, kontextbezogene Entscheidungen zu treffen und eine personalisierte Nutzererfahrung zu bieten. Einfache Sprachassistenten oder Systeme wie ChatGPT fallen heute in diese Kategorie, wenn sie über Session- oder Langzeitspeicher verfügen.
Phase 3 – Fachexperten-KI
Fach-Expertensysteme gehen über reines Kontextverständnis hinaus: Sie entwickeln ein tiefes, datenbasiertes Fachwissen in spezifischen Disziplinen – beispielsweise Medizin, Recht, Klima oder Finanzmärkte. Mithilfe von Machine Learning analysieren sie große Datenmengen, erkennen Zusammenhänge und treffen fundierte Entscheidungen oder Prognosen. In gewisser Hinsicht übertreffen sie hier sogar menschliche Expertise – nicht in Kreativität, wohl aber in **Datenverarbeitungsgeschwindigkeit und Genauigkeit**. Beispiele sind Diagnose-KI-Systeme oder Deep-Learning-Modelle in der Forschung.
Phase 4 – Denkende und vernünftige KI
Diese Stufe markiert den Übergang zur echten kognitiven Simulation menschlichen Denkens. Tiefe neuronale Netzwerke („Deep Learning“) mit vielen Schichten lernen eigenständig aus großen, unstrukturierten Datenmengen. Die KI erkennt Bilder, versteht Sprache, interpretiert Texte und kann sogar kreative Leistungen wie Musik, Texte oder Grafiken hervorbringen. Sie begreift zunehmend semantische Zusammenhänge und kann komplexe, abstrakte Aufgaben lösen. Solche Systeme simulieren Denken, treffen Annahmen und zeigen erste Anzeichen von „Urteilsvermögen“, ohne jedoch vollständig autonom oder bewusst zu sein.
Phase 5 – Künstliche Allgemeine Intelligenz (AGI, zukünftig)
Die Künstliche Allgemeine Intelligenz ist bislang hypothetisch, aber Ziel vieler Forschungsansätze. AGI beschreibt ein System, das **alle kognitiven Fähigkeiten des Menschen in gleicher Breite und Tiefe** beherrscht. Es könnte Probleme lösen, lernen, kreativ sein, Entscheidungen treffen – und sich auf völlig neue Aufgaben einstellen. Eine solche KI könnte sowohl ein Fahrzeug steuern als auch ein wissenschaftliches Paper schreiben oder emotionale Gespräche führen. Die ethische Herausforderung besteht darin, wie viel Entscheidungsmacht solchen Systemen überlassen werden darf – insbesondere bei Fragen, die moralisches Urteilsvermögen erfordern.
Phase 6 – Künstliche Superintelligenz (hypothetisch)
Die Superintelligenz geht weit über menschliche Intelligenz hinaus – sie wäre in der Lage, komplexe globale Probleme schneller, präziser und umfassender zu analysieren und zu lösen, als Menschen es je könnten. Ihre Fähigkeiten wären nicht nur in Logik oder Rechenleistung überlegen, sondern auch in strategischer Planung, Forschung oder Kommunikation. Ob eine solche KI überhaupt erreichbar oder beherrschbar wäre, ist derzeit ungewiss – sie bleibt ein faszinierender, aber auch kritischer Denkraum in der Diskussion über KI.
Phase 7 – KI-Singularität (hypothetisch)
Die Singularität beschreibt einen möglichen Wendepunkt: den Moment, in dem eine KI beginnt, sich selbst zu verbessern und exponentiell weiterzuentwickeln, ohne dass Menschen eingreifen. Daraus könnte eine Form von Intelligenz entstehen, deren Wachstum und Einfluss nicht mehr kontrollierbar sind. Diese Entwicklung ist stark spekulativ, aber Gegenstand intensiver Debatten unter Forscher, Technologen und Ethiker. Sie wirft existenzielle Fragen über Kontrolle, Verantwortung und die langfristige Rolle des Menschen auf.